Die Zucht der Danziger Hochflieger über die Jahre
Die Geschichte des Danziger Hochfliegers reicht weiter zurück. Bereits um 1810 wurden sie nachweislich in Danzig gezüchtet, eventuell noch früher. Die Herkunft bietet jedoch viel Platz für Spekulationen. Aus Galizien sollen sie ehemals stammen, sich dann eventuell mit Tauben, die 1807 von französischen Schiffen entflogen sind, gekreuzt haben, um schließlich einheitlich als Danziger verfeinert zu werden. Ein aus Kalkutta stammender gelbbunter Täuber soll die Augen und den Schwanzaufbau wesentlich verfeinert haben. Und in Syrien soll es ebenfalls sehr ähnliche Tauben gegeben haben.
Um 1850 gab es eine Musterbeschreibung, die für den Kopf zwar noch keine Bogenlinie verlangte, aber von der Schnabelspitze bis zum Scheitel eine gerade flache Linie ohne Absatz vom Schnabel zur Stirn, dazu eine lange Stirn. Damals endete die hoch und breit angesetzte Kappe noch in kleinen Nelken. Die Figur wurde wie auch heute erwartet, lang und schlank mit einem Schwanz, der gewölbt und breiter als die Brust ist. Es gab in der Musterbeschreibung Weiße, Schwarze, Rote, Gelbe, Blaue mit schwarzen Binden, Blaugehämmerte und Fahle in Rot-, Kupfer- und Lilafahl. Ebenso Hell- und Dunkelmaser, Schimmel (mit Flecken gezeichnet, oft nur am Hals), Rot- und Gelbbunt, Schwarzgeelstert und Blaugeelstert, sowie Getigerte, Gescheckte, Gespitzte und Farbenköpfe.
Im Jahre 1877 war in der Columbia, einer Zeitschrift für Taubenliebhaber, Züchter und Händler, ein Bericht über Danziger Hochflieger veröffentlicht. Darin meinte der Autor, dass die Danziger zu wenig an Farbe und Zeichnung böten und ihre Eigenschaft des Hochflugs mit langen Flugzeiten und der Tatsache, dass sie oft sehr schnell bis in unsichtbare Höhen steigen würden, hinderlich für eine Verbreitung über Danzig hinaus sei. Versuche dazu seien in der Vergangenheit alle gescheitert. Zu der Zeit sollen sie noch keine geregelten Zeichnungen gehabt haben, sie waren aber kappig, mit schmalen Köpfen und möglichst breiten Muschelhauben am wertvollsten. Die Iris sollte hell sein, jedoch waren auch damals schon dunklere Augen üblich. Wenige Tiere hatten Augenschirme über den schmalen blassen Augenrändern.
Der Autor beschreibt, dass die Danziger seit undenklichen Zeiten in Danzig vertreten sind und bereits um 1850 im großen Stil in die Hafenstädte bis hin zur Nordseeküste exportiert wurden, dort aber keinen Fuß gefasst haben. Zu jener Zeit soll es keine klar definierten Zeichnungen gegeben haben, im Gegensatz zu früheren Zeiten.
1909 wurde am 1. Januar in Berlin der Sonderverein gegründet. In der Musterbeschreibung von 1910 wurde als Stammland Deutschland dokumentiert, speziell die Danziger Gegend. Schon damals wurde eine flache Stirn verlangt, die in gerader Linie in den allerdings langen dünnen Schnabel übergehen musste. Die Kappe wurde breit und hoch angesetzt verlangt. Das Perlauge in allen Schattierungen wird beschrieben, damals wurden 14-16 Schwanzfedern gefordert, zwei Fahnen aus einem Kiel waren kein Fehler und der Schwanz wurde breit, allerdings entweder flach oder gewölbt gefordert.
An Farbenschlägen gab es Weiß, Schwarz, Blau, Fahl, Dunkelgemasert, Hellgemasert, Rotbunt und Gelbbunt, Schwarzgeelstert und Blaugeelstert, Schimmel und Gemaserte mit weißem Schwanz.
In der Musterbeschreibung um 1927 wird ein möglichst langes Gesicht gewünscht und die Schnabelspitze sollte schon leicht gebogen sein, es werden die vorkommenden Augenschattierungen beschrieben. Die breit und hoch angesetzte Kappe reicht von einem Ohr zum anderen und endet in sogenannten Nelken. Die Schwanzfederzahl wird auf 14-18 festgelegt, die Doppelfedern sind immer noch erlaubt, werden allerdings in der Schwanzmitte erwünscht. Die Schwanzform wird breit und leicht gewölbt gefordert. Gebrochene Augen waren bei Geelsterten noch erlaubt. Farbenschläge waren nun Weiß, Schwarz, Rot, Gelb, Fahl mit weißem oder farbigem Schwanz, Blau, Blaugehämmert, in diesen Grundfarben ferner sogenannte Schecken, in Schwarz und Blau Geelsterte, Weißhauer, Streifhauer, helle und dunkle Maser, Schimmel und Tiger. Fahlbunte und Fahlmaser, sowie Rot- und Gelbbunte und Schimmel in rot und gelb. Die Fahlbunten zeigten eine Elsterzeichung, allerdings mit weißem Rücken und Schwanz. Farbenköpfe haben die Zeichnung der glattfüßigen Königsberger Farbenköpfe mit kurzem Bart.
1931 wird berichtet, dass es die Hellmaser in Kupfer, Blau, Fahl, Rot und Gelb und die Dunkelmaser in Blau, Kupfer und Schwarz gibt. Schon damals gab es erstaunlicherweise nur noch sehr wenige Gelbbunte, zumal sie ursprünglich ein führender Farbenschlag waren. Auch die Rotbunten sind in dieser Zeit selten gut gewesen. Führende Farbenschläge jener Zeit waren die Weißen und die Gelbschimmel.
Im 2. Weltkrieg wurden große Bestände der Danziger Hochflieger vernichtet, nur wenige Tiere konnten gerettet werden und die Züchter flohen nach Westen, mit wenigen oder gar keinen Tauben. Teils ließen sie sich auf dem Gebiet der späteren SZG, teils auf dem Gebiet des später wieder ins Leben gerufenen SV nieder.
Otto Richter, Berlin, war als führender Züchter im Besitz der aktuellen Musterbeschreibung und führte damals folgende anerkannte Farbenschläge auf: Weiß, Gelb, Rot, Fahl und Schwarz als Einfarbige; Blaue mit Binden und Blaue Gehämmerte als gezeichnete Einfarbige; Gelbbunte und Rotbunte als weißköpfige Bunte; Blaubunt-Geelsterte, Schwarzbunt-Geelsterte und Fahl-Weißschlag-Weißschwanz als dunkelköpfige Bunte; Hellmaser in Fahl, Kupfer, Blau und Schwarz als weißköpfige Gemaserte und Dunkelmaser in diesen Farben als dunkelköpfige Gemaserte; Hell- und Dunkeltiger in Gelb, Rot, Blau und Schwarz, die er als getupfte Farbenschläge bezeichnete. Als Feingespritzte, leicht gefleckte einschließlich Genickschimmel bezeichnete er die Fehlfarben aus Einfarbigen, Bunten, Gemaserten und Getupften, die Schimmeligen in Gelb, Rot, Fahl, Kupfer, Blau und Schwarz. Ferner gab es die Fehlfarbigen aus Geelstert, die Schwingigen in Blau und Schwarz, Streifhauer, Fahlgeelsterte Weißschwänze, geelsterte Braunbunte, sowie die Faulaugen. Die Isabellfarbigen und Dunfarbigen in allen Schattierungen waren nicht anerkannt. Auch die gelben und roten Hell- und Dunkelmaser waren zu dem Zeitpunkt nicht anerkannt; ebenso die Farbenköpfe in Gelb, Rot, Blau und Schwarz.
Zu jener Zeit waren auch noch Doppel- und senkrecht stehende Federn, möglichst in der Schwanzmitte erlaubt, der Schwanz sollte leicht gewölbt sein, der Kopf flach mit hoch angesetzter Muschelhaube, der Schnabel nicht absetzend und die Augen in allen perlfarbigen Schattierungen.
Ähnliches schrieb 1975 Hans-Joachim Karsten, ging jedoch auch darauf ein, dass eine breite Kappe nur auf einem von oben gesehen keilförmigen Kopf mit breitem Hinterkopf Platz finden kann. Der Danziger muss einen kräftigen, substanzvollen Schnabel, der eine Bogenlinie bildet, ohne Schnabeldruck haben. Und er wies vehement darauf hin, dass die Preisrichter Wert auf den Gesamteindruck legen sollten. Denn ein kurzer Danziger, der plump wirkt, oder einen langen Körper hat, aber einen kurzen Schwanz und hohen Stand, ist keine Werbung für einen Danziger.
Zu der Zeit entwickelte sich in der SZG ein Danziger, der weder zur früheren Zeit in Danzig, noch zu der gleichen Zeit auf dem Gebiet des SV Gefallen gefunden hätte. Angehoben getragener Kopf, oft kurze Schwänze, hoher Stand und unproportional hinsichtlich Körper- und Schwanzlänge.
Doch auch im SV entwickelte sich in der Zeit ein Typ, der nicht gefallen konnte: Zu übertrieben gebogenen Köpfen und Schnäbeln ging hier der Trend, der jedoch dank Vorstand und den Sonderrichtern gestoppt werden konnte.
Und somit konnte 1990 nach dem Zusammenschluss von SZG und SV in Mainz sehr schnell ein gemeinsamer Nenner gefunden werden.
Heute sagt die neueste im Standard veröffentlichte Musterbeschreibung aus, dass der Kopf wenig nach unten geneigt getragen wird, ein langes Gesicht aufweist und der Kopf mit dem Schnabel von der Schnabelspitze bis zur Haube eine flache Bogenlinie bildet, von oben betrachtet keilförmig. Die hoch angesetzte, breite Haube krönt den Kopf und läuft ohne Rosetten aus. Der Danziger Hochflieger hat ein Perlauge, das in allen Schattierungen erlaubt ist. Der mittellange, mittelstarke Schnabel geht ohne Absatz in die Stirn über.
Vom mittellangen, schlanken Hals erfolgt der Übergang in die mäßig breite, etwas vorstehende und gut abgerundete Brust. Der Rücken ist lang und nicht zu breit, die Flügel sind lang und liegen fest an. Der Schwanz ist lang und besteht aus mindestens 14 Federn, wird leicht gewölbt getragen und ist am Ende etwas breiter als die Brust. Die Läufe sind mittellang und unbefiedert, das Gefieder lang und glatt anliegend. An Farbenschlägen sind Weiß, Schwarz, Rot, Gelb, Blau mit schwarzen Binden, Blaugehämmert, Rotfahl, Gelbfahl, Blaufahl ohne oder mit dunklen Binden, Hellmaser, Dunkelmaser, Schimmel, Getigerte und Gescheckte in Schwarz, Rot, Gelb und Blau; Bunte in Rot und Gelb, sowie Geelsterte in Schwarz, Blau, Rotfahl, Gelbfahl und Blaufahl anerkannt.
Die höchste Verbreitung innerhalb der Rasse ist bei den einfarbigen Farbenschlägen zu verzeichnen. Auf Grund des hohen Zuchtstandes sind bei den Spitzentieren nur sehr geringe Nuancen maßgeblich, die zur Abstufung in der Benotung führen.
Die Blauen mit schwarzen Binden und Blaugehämmerten haben mehrere Züchter, die sich ausgiebig mit diesem Farbenschlag befassen. Es gibt auch absolute Spitzentiere darunter, in der gesamten Breite könnten die Zuchten jedoch etwas ausgeglichener sein.
Bei den Fahlen sind noch große Probleme vorhanden, am Kopf und der Haube angefangen, beim Schwanz aufhörend. Sicher ist bei den Gelb- und Rotfahlen das eine oder andere sehr schöne Tier zu finden, doch die Verbreitung fehlt. Die Blaufahlen waren eine Zeit lang gut vertreten, dies machte sich hinsichtlich der Qualität sofort bemerkbar. Derzeit werden allerdings kaum blaufahle Tiere auf den Schauen gezeigt. Hier fehlt es an Züchtern, die sich mit diesem schönen Farbenschlag befassen. Dabei ist, sowohl beim Züchter als auch beim Preisrichter das notwendige Fingerspitzengefühl gefragt.
Hell- und Dunkelmaser sind ein dem Danziger Hochflieger eigener Farbenschlag. Die Hellmaser sind weit verbreitet und in der Spitze breit vertreten und sehr ansprechend. Bei den Tieren dieses Farbenschlages muss allerdings auch immer auf die reine Schnabelfarbe und auf die Länge der Tiere geachtet werden. Die Dunkelmaser sind weniger weit verbreitet, haben aber einige sehr engagierte Züchter, die sich mit dem Farbenschlag auseinander setzen und immer wieder Spitzentiere präsentieren.
Der Schimmel wurde in früheren Zeiten als Fehlfarbe aus anderen Farbenschlägen bezeichnet und wenn man ehrlich ist, sieht man beim Betrachten der gezeigten Ausstellungstiere häufig, aus welchen Farbenschlägen sie gefallen sind. Oftmals zeigen sie nicht die in der Muster-beschreibung festgelegten Zeichnungsfedern. Es gab immer wieder auch Züchter, die versucht haben, reinerbige Schimmel zu züchten, doch der Erfolg blieb meistens aus. Für den Laien oder Nicht-Kundigen muss an dieser Stelle auch erklärt werden, dass die Schimmelzeichnung nichts mit der Zeichnung zu tun hat, die in der Taubenzucht als Schimmelzeichnung bekannt ist.
Getigerte und Gescheckte Danziger Hochflieger waren lange Zeit nicht mehr auf den Schauen zu sehen. Die Getigerten gibt es mittlerweile wieder in Schwarz, Rot und Gelb in ansprechender Qualität, ebenso die Gescheckten in Schwarz. Bei den bisher gezeigten Rotgescheckten handelt es sich allerdings kaum um Schecken, auch wenn sie von den Rassemerkmalen her durchaus in Ordnung sind. Während die Getigerten bei der jeweiligen dunklen Grundfarbe vollfarbige weiße Zeichnungs-federn haben müssen, verhält es sich bei den Schecken genau umgekehrt, d.h. vollfarbige Zeichnungsfedern auf weißer Grundfarbe. Es ist also nicht damit getan, die früher als Schimmel ausgestellten Tiere nun als Schecken auszustellen.
Die Bunten in Rot sind zwar leider wenig verbreitet, doch die Spitzentiere sind sehr ansprechend in der Qualität und sollten dem einen oder anderen Mut machen, sich mit diesem herrlichen Farbenschlag zu beschäftigen. Die Gelbbunten sind deutlich weniger verbreitet und können auch in der Qualität nicht an die Rotbunten heranreichen. Bedenkt man, dass nach der Entstehungs-geschichte ein Gelbbunter einmal die gesamten Danziger positiv beeinflusst haben soll, sieht es heute doch sehr bescheiden um diesen schönen Farbenschlag aus.
Die Schwarz- und Blaugeelsterten sind zwar in ansprechender Anzahl vorhanden, doch die Schwierigkeit, diesen Farbenschlag zu züchten, spiegelt sich auf den Schauen wider. Das eine oder andere Spitzentier gibt es bei den Blaugeelsterten, doch für die Schwarzgeelsterten ist festzustellen, dass hinsichtlich des Zuchtfortschritts kaum Erfolge sichtbar werden. In Rotfahl-geelstert gibt es einzelne Tiere, die auch höheren Ansprüchen genügen. Doch gerade auch für diese Geelsterten gilt, dass es ohne weitere Züchter kaum Fortschritte im Zuchtziel geben wird. In der Aufzählung der Farbenschläge sind auch Gescheckte in gelb und blau, Getigerte in blau sowie Gelb- und Blaufahlgeelsterte genannt. Diese Farbenschläge hat es wohl in der Vergangenheit gegeben, im SV ist derzeit jedoch nichts von der Existenz dieser Farbenschläge bekannt.
Wir hoffen, dass die Farbenvielfalt erhalten bleibt und wir somit jedem Interessenten ein Betätigungsfeld bieten können, denn ein Danziger mit einem Gesamteindruck wie wir ihn wünschen ist wohl die schönste Taube die man sich vorstellen kann. Und wer sich für Leistungstauben interessiert, kann sich den Danziger für den Hochflugsport zulegen.